Dass große Dichter eine Schar von Jüngern, Verehrern, Epigonen um sich versammeln, versteht sich fast von selbst. Manche dieser Jünger frönen ihrer Begeisterung im Stillen, aus der Distanz, andere suchen die Nähe zum Idol, wie etwa all jene Weimar-Pilger, die dem großen Geheimrat von Goethe ihre Aufwartung machen wollten. Und dann gibt es noch jene Dichter, die ganz bewusst einen Kreis von Adepten um sich scharen. Ein Meister in der Kunst, sich mit einer Corona zu umgeben, war Stefan George, der sich in jeder Beziehung zum Dichtergott stilisierte. Thomas Karlauf hat in einer großen Studie dieses Charisma biographisch herausgearbeitet. Ulrich Raulff hat sich diesem Phänomen auf eine ganz andere Weise genähert. Er zeichnet gewissermaßen das Nachleben dieses Dichters nach: Was passiert, wenn der Mittelpunkt eines solchen Schülerzirkels plötzlich nicht mehr da ist. Wenn der „Kreis ohne Meister“ ist.
Georgianer ohne George. Ulrich Raulff beschreibt den George-Kreis ohne seinen Meister
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