Brauchte Robert Menasse Walter Hallstein in seinem Europaroman? Sicher, würde der Romancier wohl antworten, schließlich plädiere er für ein starkes Europa, in dem die nationalen Grenzen möglichst abgebaut werden sollten, ein nachnationales Europa, und Walter Hallstein, der Präsident der ersten Kommission der 1957 gegründeten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, hatte sich für die Entwicklung europäischer Institutionen stark gemacht, und also führte er den Politiker in seinem Roman als Referenzinstanz ein, ohne sich allerdings nennenswert um die historischen Fakten zu kümmern. Über dem darüber entstandenen publizistischen Aufstand geriet sein Roman fast ins Hintertreffen, dabei hätte Menasse sich diesen Ärger sparen können.
Robert Menasse. Die Hauptstadt. Suhrkamp Verlag