Archiv der Kategorie: Kunst

Kunst aus Licht – der Lunapark im Museum Ritter

Quadratisch, praktisch, gut“ so lautet ein Werbespruch für eine berühmte Schokoladenmarke, die in Waldenbuch unweit von Stuttgart hergestellt wird. Das Unternehmen gehört den Geschwistern Alfred Ritter und Marli Hoppe-Ritter, und Letztere hat ein großes Hobby: Sie sammelt Kunst, die sie im eigens dafür erbauten Museum Ritter auch zeigt. Einziges formales Kriterium: Die Arbeiten müssen quadratisch sein. Jetzt zeigt sie in einer Ausstellung, dass sich quadratische – das heißt also vor allem abstrakte Kunst – nicht nur mit Pinsel und Stift auf Papier und Leinwand realisieren lässt, sondern auch mit dem Phänomen Licht. „Lunapark 2000“ heißt die Ausstellung, denn seit dem Jahr 2000 sammelt Marli Hoppe Ritter eben auch Lichtkunst.

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Künstler in sieben Generationen: Die Mesmers in Oberschwaben

Kinder von begabten, vielleicht sogar genialen Eltern haben es nicht leicht. Der Sohn von Goethe war eher ein Versager, von Mozarts Kindern ist auch keines im Musikerhimmel gelandet. Im Fall der Familie Mesmer in Oberschwaben ist es anders. Noch der letzte der Dynastie, der Flugpionier Gustav Mesmer, wiewohl kein Maler, sondern Tüftler, zeigte Spuren von dieser Begabung – Generationen nach dem Urvater dieser Sippe: Johann Georg Mesmer. In zahlreichen Kirchen in Oberschwaben hat er Wände und Decken ausgestaltet – so beispielsweise in Saulgau. Dort zeigt jetzt eine Ausstellung, wie er seine Begabung an die folgenden Generationen weitergeben hat.

St. Wendelin

Johann Georg Mesmer, St. Wendelin, 1798

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Von Göttern, Dämonen und Spaßmachern. Das Schattentheater von Asien bis Europa im Lindenmuseum

Kein Licht ohne Schatten: Das graue Gebilde, das einem vorausgeht oder nachfolgt, ist untrennbar mit dem Menschen verbunden – Peter Pan hat seinen Schatten auf der wundersamen Insel verloren und sucht ihn verzweifelt, Peter Schlemihl in Adalbert von Chamissos Erzählung hat seinen verkauft und ist seitdem nurmehr ein Mensch zweiter Klasse. Kein Schatten ohne Licht, aber auch kein Licht ohne Schatten – diese geradezu philosophische Verbindung zwischen dem dreidimensionalen realen Körper und dem schemenhaften Begleiter hat seit jeher die Phantasie beschäftigt. Vermutlich haben schon seit Tausenden von Jahren Kinder versucht, ihrem Schatten nachzujagen, oder ihn einem geisterhaften Reich zugeordnet. So ist es nicht verwunderlich, dass er in nahezu jeder Hochkultur die Kreativität zu einer künstlerischen Blüte inspiriert hat.

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Rama versucht, Kumbhakarnas Zauberspeer aus dem Körper seines Bruders zu ziehen. Thailand, frühes 20. Jh. © Linden-Museum Stuttgart, Foto: A. Dreyer

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Tanz mit dem Pinsel – Hann Trier in der Galerie Schlichtenmaier

Spätestens seit Kandinsky hatte sich die Malerei von ihrer Bindung an die Welt der Gegenstände gelöst. Das war für die Künstler des 20. Jahrhunderts sicher eine Befreiung – zugleich aber auch eine Herausforderung, die auch als Last empfunden worden sein dürfte. Versuche, die Malerei ganz der Geometrie zu unterwerfen, zeugen davon. Die Künstler des 20. Jahrhunderts waren auf der Suche nach einer ganz eigenen Malweise jenseits der Welt, die sie vor Augen hatten – und fanden sie, fast zwangsläufig – schließlich in sich selbst: Informell nannte der französische Kritiker Michel Tapié jene Kunst, die ganz aus der künstlerischen Intuition des einzelnen schöpft. Pierre Soulages und Hans Hartung waren in Frankreich große Vertreter dieser Richtung, Gerhard Hoehme und Emil Schumacher in Deutschland – und auch der vor 100 Jahre geborene Hann Trier.

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Von der Spitze der Avantgarde zurück ins 19. Jahrhundert. Das facettenreiche Werk von Gottfried Graf

Als Richard Strauss seine „Elektra“ schrieb, ging er nach eigenem Bekunden „an die äußersten Grenzen der Harmonik“. Verglichen mit der Kühnheit dieser Komposition erscheint manchem Musikliebhaber das, was er danach schrieb, als Rückschritt – eine gewagte Hypothese sicherlich. Im Fall von Gottfried Graf aber kann man gewiss von einer solchen Kehrtwende sprechen. In den 20er Jahren hatte der Maler zu einer kühnen Formensprache gefunden, während er in den 30er Jahren zu einer eher harmlosen Landschaftsmalerei zurückkehrte.

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Kunst aus der Not geboren: Der Druckgraphiker Hendrik Nicolaas Werkman

In den Niederlanden wurde ein Preis nach ihm benannt, hierzulande ist er weitgehend unbekannt: Der Druckgraphiker Hendrik Nicolaas Werkman. Schon als Inhaber einer Druckerei fiel seine Vorliebe für ungewöhnliche Druckästhetiken auf – ein Spiel mit Buchstaben. Daraus entwickelte sich schließlich eine avantgardistische Kunst, die zwischen figürlich und abstrakt changierte. 1945 wurde er von den Nazis erschossen, über Gründe wird heute noch spekuliert, denn er gehörte nicht dem Widerstand an. Das Spendhaus in Reutlingen zeigt jetzt eine große Werkschau.

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The Next Call, 1923. KlingsporMuseum Offenbach

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Expressionist mit eigenem Profil: Max Pechstein im Kunstmuseum Ravensburg

Sie wollten zu neuen Ufern aufbrechen, die Künstler, die sich 1905 unter dem bezeichnenden Namen „Die Brücke“ zusammenschlossen. Sie begehrten gegen die Konventionen auf, wollten spontan malen. Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmitt-Rottluff waren Gründungsmitglieder, ein Jahr danach stieß Max Pechstein zu ihnen, eigentlich ein Fremdkörper, denn er war der einzige akademisch ausgebildete Brückekünstler. Das Kunstmuseum Ravensburg widmet ihm jetzt eine Ausstellung: „Max Pechstein. Körper, Farbe, Licht“.

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Die Kunst der Freiheit. Der Jazz und die bildende Kunst im Kunstmuseum Stuttgart

Wo genau der Jazz entstand, ist umstritten. Manche behaupten in New Orleans, andere wieder favorisieren New York. Auf jeden Fall stammt er aus den Randbereichen der Gesellschaft, aus den Armenvierteln der Großstädte, den dunklen Spelunken, und gespielt wurde er meist von Afroamerikanern – eine Form der Subkultur also. Das war in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Doch spätestens seit sich regelrechte Jazzbands oder gar -orchester gründeten, entwickelten die Musiker dieser Richtung Selbstbewusstsein – und fanden sehr bald begeisterte Anhänger, nicht zuletzt unter den bildenden Künstlern. Das Kunstmuseum Stuttgart geht nun in einer großen Ausstellung der vielschichtigen Symbiose zwischen diesen beiden Künsten nach.

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Ernst Ludwig Kirchner, Negertanz, 1911. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Foto: Walter Klein, Düsseldorf

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Grenzgänger zwischen Kunst und Alltag. Christian Marclay in der Staatsgalerie Stuttgart

So mancher DJ von heute müsste dem Amerikaner Christian Marclay auf Knien danken, denn er soll das wesentliche Ausdrucksmittel des HipHop erfunden haben – den Turntablism. Dabei wird der Klang entweder durch Kratzen auf Schallplatten erzeugt oder durch das rhythmische Gegeneinanderdrehen zweier Schallplatten. Marclay kam um 1980 auf die Idee, weil er nach eigenem Bekunden Musik machen wollte, ohne ein Instrument zu beherrschen. Also machte er den Schallplattenapparat zum Instrument, manipulierte die Platten, zerschnitt sie und klebte sie wieder falsch zusammen. Später integrierte er solche Klänge und Objekte in Videofilme. Was inzwischen aus diesen Anfängen entstanden ist, zeigt jetzt die Staatsgalerie Stuttgart in einer kleinen Ausstellung. Im Mittelpunkt steht dabei Marclays Arbeit „Shake Rattle and Roll“ aus dem Jahr 2004.

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Christian Marclay, Shake Rattle and Roll, Installationsansicht Staatsgalerie Stutgart 2004 © Christian Marclay. Courtesy Paula Cooper Gallery New York. Foto: Tweaklab

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Träume aus Licht, Schatten und Bewegung. „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ von Lotte Reiniger

Schon als Kind bastelte sie sich ihr eigenes Silhouettenschattentheater in der Tradition der Chinesen – und damit hatte Lotte Reiniger bereits ihre spätere Berufung entdeckt. Als Teenager kam die Begeisterung für den Stummfilm hinzu, dessen Ausdrucksspektrum Georges Meliés in Frankreich durch Spezialeffekte ausweitete und der durch Walter Ruttmann und Paul Wegener in Deutschland rein abstrakt wurde. Mit beiden arbeitete Lotte Reiniger eng zusammen, während sie ihre eigene Form des Silhouettenanimationsfilms entwickelte. 1926 vollendete sie mit den „Abenteuern des Prinzen Achmed“ den ersten abendfüllenden Film dieses Genres. Jetzt zeigt das Stadtmuseum Tübingen, das Reinigers Nachlass verwaltet, zusammen mit dem Filmmuseum Düsseldorf, dem Lotte Reiniger kurz vor ihrem Tod zahlreiche Dokumente ihrer Arbeit überlassen hatte, eine umfassende, wissenschaftlich fundierte Ausstellung zu diesem epochalen Dokument der Filmgeschichte.

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Lotte Reiniger, Die Abenteuer des Prinzen Achmed 1926, Filmhintergrund. Bild: Stadtmuseum Tübingen

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