Archiv der Kategorie: Kunst

Ein Leben zwischen Kirchen, Stein und Masken – der Bildhauer Willi Bucher

Vielen gilt er als der „Maskenbucher“ – der Bildhauer Willi Bucher in Fridingen Seit Jahrzehnten schnitzt er traditionelle Masken für die Fastnacht seiner alemannischen Heimat – doch das ist nur eine Nebenbeschäftigung: Denn Willi Bucher ist nicht Handwerker, sondern vielseitig ausgebildeter Bildhauer, und die Masken, die er schnitzt und mit vielerlei ungewöhnlichen Materialien versieht, sind Kunstwerke, in vielen Ausstellung bereits gezeigt.

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Schattenseiten des Menschen: Francisco Goyas Radierungen

Eigentlich sind Werk und Biographie dieses Mannes kaum zu begreifen. Da malte Francisco Goya Mitglieder des spanischen Hofes mit schonungsloser Offenheit, porträtierte geradezu fratzenhafte Gesichter und wird doch akzeptiert, sogar zum Hofmaler ernannt. Es dürfte einer der seltenen Fälle sein, wo Ehrlichkeit, und zwar gnadenlose Ehrlichkeit, von der feinen Gesellschaft offenbar ohne große Probleme hingenommen, sogar honoriert wird. Und dann zieht sich dieser Hofmaler Goya plötzlich weitgehend von repräsentativen Porträts der Adelsgesellschaft zurück und widmet sich in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts intensiv der Graphik, der Radierung. Die Galerie Stihl in Waiblingen zeigt seine vier großen Zyklen. Der erste trägt den harmlosen Titel: „Caprichos“, das heißt „ Launen“ – ist aber ein wahres Pandämonium menschlicher und gesellschaftlicher Mängel. 

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© Morat-Institut Freiburg i. Brsg. Foto: Bernhard Strauss

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Eine Künstlerin zwischen Heimat und Moderne – Gabriela Oberkofler

Bei Heimatkunst rümpft man gern die Nase: Man denkt an Zopffrisuren, Trachtenfeste, Bilder mit röhrenden Hirschen; sie gilt als rückständig, weltfern, hinterwäldlerisch, Schriftsteller wie Ganghofer oder Anzengruber fallen einem ein. Wenn Künstler von heute sich dem Thema Heimat zuwenden, dann nicht selten ironisch, distanziert. Nicht so Gabriela Oberkofler. Die in Stuttgart arbeitende Künstlerin stammt aus einer Bergbauernfamilie in Südtirol und beherrscht alle Kunstmittel – traditionelle wie die Zeichnung ebenso wie moderne, etwa Performance und Video. Ihre Arbeiten kreisen um Themen wie Heimat, Fremde, Reisen – und immer wieder Natur. In der Kunsthalle Göppingen zeigt sie Zeichnungen und Installationen.

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Zwischen Werden und Vergehen. Die Kunst des Joseph Bücheler

Gelegentlich kann man hoch oben in Baumkronen seltsame Gebilde entdecken: Sie sehen wie weißlich-gräuliche alte Stoffe aus und erinnern an Vogelschwingen oder auch an Grabtücher. Das sind Arbeiten des 1936 in Wiesbaden geborenen Joseph Bücheler und stammen aus Papier, Weidenstöcken, Graphit und Asche.

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Eislinger Kreisel Beflügelt, 2003. Foto: Michael Flaig © VG Bild-Kunst Bonn 2016

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Natur abstrakt – Claudia Thorban und Josh von Staudach

Abstrakte Malerei und gegenständliche Darstellung scheinen Widersprüche, wie sie größer nicht sein könnten – die eine losgelöst von jeder Welthaftigkeit, die andere ohne Verhaftung in der bekannten Welt nicht vorstellbar. Und doch können die Grenzen zwischen fließend sein. Das Foto einer Waldlichtung, am Computer manipuliert, kann zur abstrakten Zeichnung mutieren wie bei dem Fotografen Josh von Staudach, und in einer grasgrün bedruckten Glasscheibe kann man unschwer das Abbild einer Wiese sehen wie bei Claudia Thorban.

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Groß und leicht zugleich – Kunst aus Natur von Angela M. Flaig

Skulpturenausstellungen stellen Organisatoren und Künstler nicht selten vor logistische Probleme: Skulpturen sind schwer, es sei denn es handelt sich um Kleinplastiken, denen in Fellbach eine eigene Triennale gewidmet ist. Auch die Arbeiten der Rottweiler Künstlerin Angela Flaig sind voluminös, nicht selten zwei Meter hoch, und auch sie bereiten bei Ausstellungen Probleme – allerdings anderer Art als Plastiken aus Stein oder Bronze, denn Angela M. Flaigs Arbeitsmaterial sind Samen. Man hält unwillkürlich den Atem vor ihnen an, denn man muss befürchten, dass sie sich beim geringsten Luftzug in ihre Bestandteile auflösen.

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Distelsäule 2015 © VG Bild-Kunst Bonn 2016

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Kunst im Auge des Betachter. Das Panoptikum von Jürgen von Ulardt und Dieter Rautenberg

Spätestens seit Marcel Duchamp kann streng genommen alles zur Kunst erklärt werden. Als der Franzose 1917 in den USA ein handelsübliches Pissoir für eine Ausstellung einreichte, wurde er zwar abgelehnt, stieg aber zum Medienereignis auf – und schrieb Kunstgeschichte. Was fängt in einem solchen Kunstjahrhundert ein Museumsbesucher an, wenn er an der Wand eines Musentempels einen Feuerlöscher erblickt? Er geht andächtig davor in die Hocke und stellt Fragen – so jedenfalls in einer Collage des Psychologen Jürgen von Ulardt und des Pädagogen Dieter Rautenberg. Beide befragen seit Jahren die Kunstgeschichte quer durch die Jahrhunderte nach einem tieferen Sinn – oder auch Unsinn.

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Zwischen Abstraktion und Realismus – die Alltagswelt auf den Bildern von Cornelius Völker

Vor 25 Jahren malte Cornelius Völker eine Tafel Schokolade – ein auf zwei Meter groß, dabei extrem ralistisch. Die Stückchen der Tafel schienen sich reliefartig dem Betrachter entgegenzustrecken, die Oberfläche glänzte, sodass man am liebsten gleich seine Zähne in die süße Verführung versenken wollte – hätte diese Schokoladentafel nicht etwas Unnatürliches an sich gehabt. Zu perfekt wirkte der Glanz, zu glatt die Oberfläche. Je länger man vor einem solchen Bild stand, und das Gleiche traf auf andere Bilder dieses Künstlers wie dem einer Damenhandtasche zu, fragte man sich unversehens: Wie hat er das gemacht, wie konnte er das Auge derart täuschen.

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Abenteuer für das Auge: Die Stahlplastiken von Jörg Bach

Skulpturen haben mehr als nur eine Perspektive, sie sind Kunstwerke im Raum, man kann die Objekte umrunden – und erhält meist unterschiedliche Ansichten. Das ist bei dem Stahlbildhauer Jörg Bach nicht anders, und doch ist sein Werk ungleich „vielseitiger“ als die meisten vergleichbaren Stahlskulpturen. Vor Bachs Skulpturen muss sich der Betrachter wenige Zentimeter nach rechts oder links bewegen, und schon bietet ihm die Arbeit ein völlig anderes Bild. Mehr noch: die Plastiken scheinen sich, während sich der Betrachter vor ihnen bewegt, unablässig zu verändern. Bach arbeitet zwar wie viele andere Stahlbildhauer mit viereckigen Stahlblechen, die er für den weiteren Gebrauch zurechtschneidet, doch von den Formen dieser Ausgangsmaterialien ist bei den fertigen Arbeiten kaum mehr etwas zu sehen, allenfalls zu ahnen.

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Hinein ins pralle Menschenleben: Die Kunst um 1500 am Beispiel von Albrecht Dürer und Lucas van Leyden

Eine Kuh, die auf dem Bild eines Milchmädchens den größten Raum einnimmt – das wäre vor 1500 in der Kunst kaum denkbar gewesen; der Niederländer Lucas van Leyden zeigte 1510, dass das möglich sein kann. Ein dicker Schlüsselbund am Ärmel einer Frau macht deutlich, dass sie und nicht der Koch an ihrer Seite das Sagen hat; Albrecht Dürer hatte damit 1496 mitten in das Alltagsleben gegriffen und ein Zeichen gesetzt. Die Staatsgalerie Stuttgart dokumentiert mit einer neuen graphischen Ausstellung einen kunsthistorischen Wendepunkt; sie vereint zwei Künstler, die zukunftsweisend sein sollten: Albrecht Dürer und Lucas van Leyden – der Deutsche eine knappe Generation älter als der Niederländer.

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Lucas van Leyden. Das Milchmädchen. Staatsgalerie Stuttgart

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