Es dauerte lange, bis Wilhelm Laage endlich zu seiner Kunst fand. Der Vater betreute einen Friedhof, die Mutter arbeitete in einer Bleicherei, wo der Sohn gleichfalls in jungen Jahren tätig war; so kam Laage erst mit zweiundzwanzig auf die Gewerbeschule und durch die Förderung des Kunsthistorikers Alfred Lichtwark mit fünfundzwanzig an die Kunstakademie, wo er Meisterschüler bei dem Maler Leopold von Kalckreuth wurde. Dass er, Jahrgang 1868, alsbald beim Holzschnitt als bevorzugtem Medium landete, war für die Zeit ungewöhnlich, wurde der Holzschnitt doch erst Ende des 19. Jahrhunderts allmählich als Kunstform entdeckt. Laage wurde ein Meister darin, wie jetzt eine Ausstellung im Kunstmuseum Reutlingen wieder einmal zeigt.
Der Schädel (Neues Leben; Tulpen und Schädel), 1901. Foto: U. Schäfer-Zerbst