Das Museum einer Stadt erfasst die Geschichte einer Kommune – anhand bedeutender Persönlichkeiten, wichtiger Ereignisse, bedeutender Daten. Wie aber erfasst man die Geschichte einer Universität? Ist es eine Abfolge bedeutender Wissenschaftler, die es zu porträtieren gilt, ist es die Funktion im Geistesleben des Landes, der Stadt? In Tübingen wird der Versuch unternommen, museal das zu erfassen, was eine Universität eigentlich ausmacht: die Forschung selbst.
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Was bin ich: Sichten auf den Körper im Stadtmuseum Esslingen
Vor 350 Jahren beharrte der Philosoph René Descartes noch strikt auf der Trennung von Körper und Geist: Cogito, ergo sum – das Denken mache das Ich aus. Vor hundert Jahren forderte dagegen Pierre de Coubertin, der Begründer der Olympischen Spiele unserer Zeit, einen „feurigen Geist in einem muskulösen Körper“ – zwei Ansichten, wie sie konträrer kaum sein könnten. Im Stadtmuseum Esslingen kann man sich ein Bild vom Körper machen – und kommt vom Hundertsten ins Tausendste.
Leonardo da Vinci, Der Vitrvianische Mensch
Zwischen Grusel und Erkenntnis: Moulagen im Museum der Universität Tübingen
Sie zählten zu den großen Attraktionen auf Jahrmärkten und in Großstädten: Wachsfigurenkabinette – Panoptiken, in denen Berühmtheiten der Geschichte, aber auch anatomische Absonderlichkeiten und Gruselgestalten aller Art zur Schau gestellt wurden, lange vor Erfindung des Kinos, geschweige denn der 3-D-Filmtechnik. So hatte das berühmteste von ihnen, Madame Tussauds, bezeichnenderweise seinen Ursprung nicht in der Präsentation berühmter Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart; Marie Tussaud hatte die Köpfe berühmter Opfer der Guillotine während der Französischen Revolution modelliert. Schon hier mischten sich kunstfertige Nachahmung und Nervenkitzel. Von Letzterem ist heute in den Vergnügungseinrichtungen der „Tussauds Group“ kaum mehr etwas zu ahnen – ganz im Unterschied zu Wachsfigurensammlungen an der Universität Tübingen, die jetzt in einer Ausstellung öffentlich zugänglich sind.
Zum Greifen nah. Das Württembergische Landesmuseum präsentiert seine „Wahren Schätze“
Ginge es nach dem Kulturverständnis früherer Jahrhunderte, dann wäre Cornelia Ewigleben, die Direktorin des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart, auch Herrscherin über die Staatsgalerie, das Völkerkundemuseum und das Lindenmuseum, denn letztlich, so macht ein Ausstellungsraum in der neuen Präsentation deutlich, gingen all diese Kulturinstitutionen aus der Kunstkammer der württembergischen Herzöge hervor, die eben nicht nur Kunstobjekte vom Kunsthandwerk bis zur Malerei, sondern auch Exotika aus fernen Ländern und Naturkundliches aus Ausgrabungen beheimatet.
© H.Zwietasch, Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, szenographie valentine koppenhöfer
Miniaturen am Gürtel: Japanische Inrōs im Lindenmuseum Stuttgart
Trotz gelegentlicher Modeströmungen (etwa in den 80er Jahren oder auch wieder in jüngerer Zeit) tun sich hierzulande Männer mit Handtaschen schwer. Sie verstauen ihre Börsen und Taschentücher lieber in den Hosentaschen. Doch was, wenn die Männermode nicht über solche praktischen Accessoires verfügt wie im Japan früherer Jahrhunderte? Wer damals etwas auf sich hielt – und über das nötige Kleingeld verfügte –, investierte in „Inrōs“ – kleine Behälter, die mithilfe eines Knebels (Netsuke) am Gürtel getragen wurden. Und wie so oft in der japanischen Kultur ist alles sehr klein und sehr fein.
Fische und Tintenfisch. Japan, 19. Jh. © Linden-Museum Stuttgart, Foto: Anatol Dreyer
Textile Vielfalt im deutschen Südwesten – am Beispiel Esslingen
Deutschland ist reich an so genannten Industriedenkmälern. Sie zeugen von einer wirtschaftlichen Blüte, die einst ganze Regionen prägte wie die Kohleindustrie im Ruhrgebiet und die inzwischen Opfer der wirtschaftlichen Entwicklung geworden ist. Heute dokumentieren ehemalige Industrieanlagen diese Vergangenheit wie etwa die Völklinger Hütte im Saarland. Auch Esslingen am Neckar kann auf eine ruhmreiche industrielle Vergangenheit zurückblicken, die „Esslinger Wolle“ war europaweit ein Begriff, doch kein einziges Bauwerk zeugt heute noch von dieser Epoche. Eine Ausstellung im Esslinger Stadtmuseum schafft Abhilfe.