Archiv der Kategorie: Historisches

Ravenna – antike Metropole zwischen West und Ost. Judith Herrins Porträt einer ungewöhnlichen Stadt

Alle Wege führen nach Rom“ – Augustus erklärte damit die Stadt am Tiber zum Zentrum des Imperiums und machte das mit einer vergoldeten Säule 20 n. Chr. deutlich, die katholische Kirche und mit ihr vor allem der Papst Jahrhunderte danach ebenso, und das nicht nur in geistlicher Hinsicht. Die Kehrseite dieser Maxime erlebte die ewige Stadt freilich auch: Immer wieder war sie Ziel feindlicher Anstürme bis hin zu Eroberung und Plünderung. Ganz im Gegensatz zu Ravenna. Die Stadt, in sumpfigem Gelände auf Holzpfählen errichtet, galt als uneinnehmbar – und das machte sie zu einer würdigen Nachfolgerin Roms. Dass sie während dieser Zeit ihre ganz eigene Kultur entwickelte, zeigt die Historikerin Judith Herrin: Ravenna – Hauptstadt des Imperiums, Schmelztiegel der Kulturen.

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Alltag und Religion als Einheit: Die Azteken

Als die Spanier unter Hernán Cortés am 13. August 1551 die aztekische Hauptstadt Tenochtitlan endgültig einnahmen, stand von ihr kaum ein Haus mehr, und die aztekische Hochkultur war ausgelöscht, nicht zuletzt, weil Cortés befahl, auf den Trümmern der Stadt die Hauptstadt des neuen Staates Mexiko zu errichten, Mexiko-Stadt. Damit überlagerte er die alte Kulturmetropole durch die von den Spaniern neu gegründete christliche Stadt. Was bei anderen Hochkultivierten wie dem alten Ägypten vor Jahrtausenden geschah, liegt hier gerade einmal fünfhundert Jahre zurück, und trotzdem ist die Welt der Azteken ähnlich rätselhaft wie die der Ägypter, wie eine Ausstellung im Stuttgarter Lindenmuseum zeigt.

Figur des Gottes Quetzalcoatl© Landesmuseum Württemberg, Foto: Hendrik Zwietasch

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Zwischen Kirche und Gesellschaft: Künstler der fünf Donaustädte in Bad Saulgau

Vielleicht war es Unkenntnis, vielleicht der Wunsch, administratorische Ordnung im fernen Süddeutschland herzustellen: Jedenfalls wurden die Städte Mengen, Munderkingen, Saulgau, Riedlingen und Waldsee in den habsburgischen Kanzleien in Wien als Donaustädte geführt, auch wenn nur zwei von ihnen an diesem Fluss liegen. Aber auch die Städte dürften sich zumindest als eine Art Einheit gefühlt haben, denn gemeinsam kauften sie sich von dem Truchsessen von Waldburg los, an den die Habsburger sie verpfändet hatten. Eine Ausstellung in der Städtischen Galerie in Bad Saulgau erinnert an diese Zeit und macht deutlich, dass es den Städten, auch wenn die Habsburger immer wieder versuchten, in ihre Belange einzugreifen, nicht schlecht ging, denn es blühte die Kunst.

Josef Anton Mesmer, Bildnis Franz Jakob Blaicher, 1780

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Der Thomaskantor in mannigfachem Gewand. Annäherungen an Johann Sebastian Bach

Da die unterschiedlichsten Musikensembles seit Jahrzehnten bemüht sind, den Klang wiederzufinden, der zu Bachs Zeiten gegolten hat, sollte man meinen, dass die Tradition der Bearbeitungen von Werken des Thomaskantors vorüber sei, doch offenbar fordert ausgerechnet dieser Meister der klaren Form, der Struktur und der Systematik in der Musik Künstler der unterschiedlichsten Gattungen zu neuen Kreationen heraus. Zur 333. Wiederkehr von Bachs Geburtstag hat sich das Museum der Universität Tübingen zusammen mit dem Fachbereich Kunst und Kultur der Stadt Tübingen dem Spektrum der Bearbeitungen gewidmet – und das begann schon sehr früh.

J. S. Bach / F. Mendelssohn-Bartholdy. „Wenn ich einmal soll scheiden“ Choral aus der Matthäuspassion BWV 244. Altstimme für die Aufführung durch Felix Mendelssohn-Bartholdy am 11. März 1829

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Die Vergangenheit im Bild – die Antike in Graphiken aus der frühen Neuzeit

Der Fotoapparat sowie in letzter Zeit dank besserer Qualität der Kameras, das Mobiltelefon sind unverzichtbar. Wer Rom besucht, will festhalten, was dort von der Antike vor über zweitausend Jahren noch übrig ist: Man bestaunt die Säulen auf dem Forum Romanum, das Kolosseum, das Pantheon – und will es zuhause gleichermaßen tun. Dieses Bedürfnis, sich der Antike in der Stadt am Tiber zu nähern, hatten freilich auch schon unsere Vorfahren zu Beginn der Neuzeit, wie eine Ausstellung des Museums der Universität Tübingen zeigt, nur übernahmen da die Künstler, was heute jeder Laie vermag.

Giovanni Battista Piranesi, Sybillen-Tempel in Tivoli, 1761

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Eine Stadt, die sich der Definition entzieht: Paris im Blick der Schriftsteller

Paris ist ein Begriff. Man meint es zu kennen, selbst ohne dort gewesen zu sein. Man weiß, wie der Eiffelturm in die Höhe ragt, bewundert in Notre Dame die Wunder der Gotik, im Louvre die der Kunst, man ergeht sich im Bois de Boulogne, bestaunt auf dem Friedhof Père Lachaise die Pracht der Grabmale. Paris ist mit seinen Sehenswürdigkeiten ein Wunder, doch wenn man in einer Ausstellung im Deutschen Literaturarchiv in Marbach nachsieht, wie all jene Schriftsteller, die diese Stadt an der Seine erlebt haben, die es aus dem deutschsprachigen Raum in die Metropole zog oder verschlagen hat, dann fragt man sich, wo dieses Paris, das man kennt, abgeblieben ist.

Siegfried Kracauer. Fotografie Paris 1938. Foto: DLA Marbach

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Letztlich bleibt alles beim Alten: Antike und Gegenwart im Dominikanermuseum Rottweil

Rottweil ist eine Stadt der Kontraste. Seit kurzem steht vor den Toren der Stadt der weltweit höchste Testturm für Aufzüge, der im Stadtbild konkurriert mit den Türmen der alten Kirchen, denen die Stadt reiche Schätze aus der Gotik verdankt. Das Forum Kunst bringt den Bürgern seit Jahrzehnten die neueste Kunst nahe, und das in der ältesten Stadt Baden-Württembergs, auf deren Grund einst eine römische Stadt lag, wie die zahlreichen Antikenfunde belegen. Das Dominikanermuseum bringt diese Traditionen unter einem Dach zusammen: Dauerausstellungen mit Relikten der Antike und der Gotik, Wechselausstellungen mit Kunst von heute. Jetzt kann man hier einen Dialog erleben zwischen Römerzeit und Gegenwart.

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Achtung vor dem Anderen: Das Christentum in Indien

Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker – die katholische Kirche nahm diese Aufforderung Christi, wie sie im Matthäusevangelium zu lesen ist, sehr genau und vor allem wörtlich. Das Ziel der Missionsarbeit war in der Tat, die ganze Welt dem Christentum zuzuführen – wenn nötig auch mit Gewalt, nicht zuletzt, weil diese Missionsarbeit nicht selten einherging mit der politischen Unterwerfung Afrikas oder Lateinamerikas durch die Kolonialstaaten. So hat die Mission, so gut sie gemeint war, nicht selten einen bitteren Beigeschmack, zumal wenn von Zwangsmission die Rede ist oder von Massentaufe. Dass es auch anders gehen kann, zeigt jetzt eine Ausstellung im Rottenburger Diözesanmuseum.

 

 

Peter Paul Rubens (Maler), Marinus Robyn van der Goes (Stecher). Die Wunder des hl. Franz Xaver in Indien. 1633–35.

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Von der Volkskultur zum Tourismuskitsch zum Nationalbewusstsein: Hawaii zwischen Traum und Wirklichkeit

Grandiose Vulkangebirge, feinsandige kilometerlange Strände, meterhohe Wellen – Hawaii ist das Urlaubsparadies schlechthin. Hollywood hat sich die pazifische Inselwelt als Schauplatz für seine Filme ausgesucht, auch Elvis Presley weilt in einem Kinostreifen auf der Tropeninsel, Paul Abraham machte sie in Europa mit seiner Operette Blume von Hawai populär. Hulamädchen wippen die Hüften zur Begrüßung der rund sieben Millionen Touristen pro Jahr und hängen ihnen Blumenkränze um den Hals, sofern man den Ritus gebucht hat, ansonsten sind wenigstens die Shuttlebusse zu den Hotels mit Blumen bemalt. Wirklichkeit und amerikanischer Showkitsch verschmelzen zu einer Traumwelt. Das Lindenmuseum in Stuttgart zeigt, dass nicht alles davon reine Schau ist.

Halau beim Hula im Park © Hawai’i Tourist Authority. Foto: Tor Johnson

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Vom Standesvertreter zum Individuum: Das Kind in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts

In der Renaissance vertreten sie ihren Stand. Kinder als Individuen kennt die bildende Kunst Jahrhunderte hindurch nicht. Erst die Niederländer entdecken das Kind als solches, zeigen ese auch beim Spielen, doch meist in der Gruppe, als Einzelbildnis bleibt es Rarität. Galten Kinder dem Adel als Symbol der Weiterführung des Geschlechts, so dem Bürgertum im 19. Jahrhundert als Zubehör zur Familie wie die Eltern und Großeltern. Erst das 20. Jahrhundert würdigt das Kind als eigenständiges Wesen, bis hin zur Schnappschusskultur unserer Tage, wie eine Ausstellung im Museum Biberach zeigt.

Johann Friedrich Dieterich, Baroness Marie von Maucler und Baron Emile von Maucler

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