Archiv der Kategorie: Ballett

Jung und schon vollkommen: John Crankos „Klassiker“-Abend am Stuttgarter Ballett

„Cranko Klassiker“ kündigt das Stuttgarter Ballett in seinem neuen Abendprogramm an – als ob diese Compagnie nicht seit Jahrzehnten die großen Cranko-Klassiker als Dauerbrenner im Programm hätte: „Romeo und Julia“, „Eugen Onegin“, „Der Widerspenstigen Zähmung“. Was jetzt als Crankos Klassiker an einem Abend präsentiert wird, sind genau genommen Frühwerke: „Pineapple Poll“ und „The Lady and the Fool“ schuf Cranko Anfang der 50er Jahre in London – da war an eine Karriere in Stuttgart noch gar nicht zu denken, denn es gab in Stuttgart kein eigenständiges Ballett, und da war er gerade einmal Mitte zwanzig! Was nichts über die Qualität dieser beiden Stücke aussagt!

Pineapple Poll Chr: John Cranko Tänzer/dancers: Robert Robinson (Captain Belaye) mit Schülerinnen der John Cranko Schule

Pineapple Poll. Tänzer: Robert Robinson (Captain Belaye) mit Schülerinnen der John Cranko Schule

 

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Nerven, Muskeln und ätherische Ästhetik: „Kammerballette“ in Stuttgart

Was geschieht im menschlichen Gehirn, wenn man Musik hört – eine Frage, die für jeden Choreographen von Interesse sein dürfte, schließlich entsteht in der Regel in der Auseinandersetzung mit musikalischen Reizen der schöpferische Prozess, in dem Bewegungen und Bewegungsmuster für die Tänzer entwickelt werden. Insofern war es ein raffinierter Einfall von Katarzyna Kozielska, in einem Labor ein Elektroenzephalogramm von sich aufzeichnen zu lassen, das ihre Gehirnströme unter Muskeinfluss festhielt. Dem choreographischen Resultat dieses Experiments gab sie den Titel „Neurons“, auch das sehr sinnvoll, schließlich sind Neuronen die elementaren Bestandteile unseres gesamten Nervensystems und damit verantwortlich für sämtliche Prozesse des Lebens, also auch für den Tanz.

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Foto: Roman Novitzky (C) Stuttgarter Ballett

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Eine Einheit aus drei Kontrasten. Der Ballettabend Forsythe/Goecke/Scholz am Stuttgarter Ballett

Ballettdirektoren haben es nicht leicht heutzutage: Die Zeit abendfüllender Handlungsballette ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, vorbei. Wer einen neuen Ballettabend auf die Bühne bringen will, damit er den Namen „Premiere“ verdient, ist auf Fantasie angewiesen, muss sogar eine Art Quadratur des Kreises zustande bringen, muss Arbeiten aus dem Fundus sinnvoll mit Neuem kombinieren, ohne dass ihm der Vorwurf der Beliebigkeit gemacht werden kann. Das schaffte Reid Anderson in der Vergangenheit weitgehend, mit dem neuen „Premierenabend“ ist ihm ein kleines Wunderwerk gelungen, obwohl er nur ein völlig neues Stück zur Verfügung hatte und die beiden Ergänzungen des Abends bereits ein Vierteljahrhundert alt sind.

Siebte Sinfonie Chor.: Uwe Scholz Tänzer/dancers: Alicia Amatriain, Jason Reilly, Ensemble c. Stuttgarter Ballett

Siebte Sinfonie
Chor.: Uwe Scholz
Tänzer/dancers: Alicia Amatriain, Jason Reilly, Ensemble
c. Stuttgarter Ballett

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Von ewiger Aktualität: Igor Strawinsky und das Ballett

Er war einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Musik im 20. Jahrhundert: Igor Strawinsky. Dabei hat er sich – mehr noch als sein Vorgänger Tschaikowsky – mit der Kunst des Tanzes auseinandergesetzt. Zusammen mit dem legendären Sergej Diaghilew schuf er Ballettklassiker wie „Feuervogel“, „Petruschka“, „Sacre du Printemps“ und „Pulcinella“. Das Stuttgarter Ballett erkundet in einem neuen Programm, was Strawinsky den Choreographen von heute zu sagen hat: Sidi Larbi Cherkaoui und Demis Volpi steuern neue Kreationen bei, von Marco Goecke kommt sein 2009 in Leipzig uraufgeführtes Ballett „Le Chant du Rossignol“ hinzu.

Le Chant du Rossignol (Ch: Marco Goecke)

 

Gesang der Nachtigall, Choreographie: Marco Goecke.Tänzer: Heather MacIsaac, Roland Havlica © Stuttgarter Ballett

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Vibrierende Körper. Der Choreograph Marco Goecke

Seit mindestens zehn Jahren zählt Marco Goecke zu den gefragtesten Choreographen. Allein in diesem Jahr hat der 43jährige aus Wuppertal Gebürtige bereits vier Arbeiten geschaffen – für die unterschiedlichsten Häuser: das Münchner Gärtnerplatztheater, das Nederlands Dans Theater, das Ballett am Rhein und das Stuttgarter Ballett, wo er seit zehn Jahren Hauschoreograph ist. Jetzt hat ihn die Fachzeitschrift „Tanz“ zum „Choreographen des Jahres“ gekürt. Er habe, so die Begründung, eine unverwechselbare Signatur, seine Arbeiten seien „surreal vibrierende Wunderwerke – der Zeit, des Raums, des Körpers“.

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                                                                                            Marco Goecke. Foto: Roman  Novitzky

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