Archiv der Kategorie: Ballett

Allein oder gemeinsam? Frauen- und Männerrollen: Ein neues Programm beim Stuttgarter Ballett

Dass ein Handlungsballett auch politisch Stellung beziehen kann, liegt nahe, schließlich erzählt es eine Geschichte von Menschen. Dass auch abstrakte Choreographien politische Aussagen machen können, zeigt jetzt das neue Programm am Stuttgarter Ballett. „Tänzerische Höhepunkte“ waren angekündigt, und das war keine Übertreibung, doch als der Livestream begann, der eine geplante Premiere vor Publikum coronabedingt ersetzte, hatte der Abend den sehr viel konkreteren Titel „Angels and Demons“, und einen besseren hätte man sich zumindest für das Stück von Roland Petit kaum ausdenken können. Es hätte über dem Abend aber auch die Frage stehen können, was Frauen und Männer miteinander umtreibt.

 

Choreographie: Jiří Kylián Tänzer/Dancers: Ensemble © Stuttgarter Ballett

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Problemfall Leben: „Rastlos“ beim Staatsballett Hannover

Die Premiere am 8. November beim Staatsballett Hannover mit Choreographien von Altmeister Jiří Kylián, Lukáš Timulak und erstmals für eine deutsche Compagnie Juliano Nunes, coronatauglich choreographiert, war mit Publikum geplant, wurde aber jetzt vor fast leerem Haus (mit Ausnahme des Ballettpersonals) getanzt und als Livestream der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Er bleibt bis Ende November auf Abruf bereit. Bei einem Livestream des Stuttgarter Balletts kurz davor wählte man eine Videoästhetik, die das Zuschauererlebnis im Theater wiedergab: eine feste Perspektive mit Totale und Nahaufnahme. In Hannover entschied man sich für eine eher filmische Ästhetik mit wechselnden Perspektiven, die brillant realisiert wurde und vor allem für das erste Stück eine ideale Wahl war.

Juliano Nunes, Moonlight. Tänzer: Adam Russell-Jones, Davide Sioni © Foto: Bettina Stöß

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Ein tänzerisches „Und dennoch“: Response II beim Stuttgarter Ballett

So groß die Ballettbegeisterung auch ist, bei 15.000 Neuinfektionen pro Tag kann man, um mit der Bundeskanzlerin zu sprechen, auch im Ballettbesuch unnötige Kontakte sehen. Umso wichtiger war das Angebot des Stuttgarter Balletts, den neuen Abend auch zuhause als Streaming miterleben zu können, zumal die Neugier groß war. Unter dem Titel Response hatte Ballettdirektor Tamas Detrich im Juli drei Uraufführungen auf die Bühne gebracht, und alle reagierten auf unterschiedliche Weise auf die Lage, in der wir alle uns, vor allem aber auch die Tänzer, durch Corona befinden, und das Ergebnis war fulminant. Jetzt hat Detrich dem choreographischen Nachwuchs die Bühne ermöglicht, Response II. Und auch hier war Corona allenthalben zu spüren.

Fabio Adorisio, Flemming Puthenpurayil © Stuttgarter Ballett

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Ballett trotzt Corona: Response I beim Stuttgarter Ballett.

Körperliche Nähe und Distanz sind im Ballett wesentliche Ausdrucksmittel für die Beziehungen zwischen Figuren/Menschen. Nähe ist freilich in Zeiten von Corona nicht möglich. Abstand kann ebenfalls ein Mittel zum Ausdruck zwischenmenschlicher Beziehungen sein, doch wenn Abstand vorgeschrieben ist, dann fällt dies weg. Bleiben nur noch Soli für das Ballett im Augenblick? Ein neues Programm des Stuttgarter Balletts zeigt, was alles möglich, aber auch, was möglicherweise neu ist: Response I, die Stuttgarter Ballettantwort auf Corona.

Agnes Su © Stuttgarter Ballett 

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Einsam oder gemeinsam? Creations IV-VI am Stuttgarter Ballett

 

Douglas Lee und Louis Stiens sind dem Stuttgarter Ballettpublikum bestens bekannt. Beide sind beliebte Tänzer in der Compagnie und beide arbeiteten schon unter der Direktion von Reid Anderson als Choreographen für das Ballett. Jetzt hat der neue Direktor Tamas Detrich beide mit neuen Arbeiten beauftragt. Zum Trio ergänzt werden sie durch einen Star des Abends, der unter anderem das Ballett am Rhein zu internationalem Erfolg geführt hat und demnächst das Ballett der Wiener Staatsoper übernehmen wird. In Stuttgart ist Schläpfer ein Neuling, auch wenn er als junger Tänzer einmal kurz bei der Ballettdirektion angeklopft hatte.

Miriam Kacerova, Roman Novitzky © Stuttgarter Ballett

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Vom Inhalt beim Tanz. Creations I-III beim Stuttgarter Ballett

Die Keimzelle zu einer neuen Choreographie kann alles sein: eine Zeile in der Zeitung, eine kleine Begebenheit auf der Straße, ein kurzes Musikstück, vielleicht nur ein Klang. Doch welche Funktion haben solche auslösenden Elemente für das vollendete Stück? Sind sie nur Reminiszenz für den Choreographen, oder sind sind sie von zentraler Bedeutung für das Verständnis beim Zuschauer? Drei neue Choreographien am Stuttgarter Ballett entpuppen sich als höchst unterschiedliche Fallstudien zu diesem Thema: Creations I-III.

Elisa Badenes © Stuttgarter Ballett

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Das Problem mit dem Alter: Neues Publikum für alte Musik?

Die Haarfarbe bei klassischen Musikveranstaltungen ist weitgehend grau bis weiß, sofern sich überhaupt noch Haare auf den Häuptern beflnden. 2007 war mehr als die Hälfte der Besucher von Klassikkonzerten über sechzig, nur acht Prozent unter dreißig, und der Trend dürfte sich in den letzten zehn Jahren noch verschärft haben. 1980 lag der Altersdurchschnitt noch bei vierzigJahren. Das Publikum der Klassik stirbt aus – Grund genug für dieVeranstalter, sich neue Formen auszudenken, um alternativePublikumsgruppen für die Klassik zu interessieren.

Staatsorchester Stuttgart © Sebastian Klein

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Drei Gründe, atemlos zu werden: Ein neues Programm beim Stuttgarter Ballett

Seit lange Handlungsballette eher die Ausnahme sind, haben es Ballettdirektoren nicht leicht, sinnvolle Stückzusammenstellungen auf die Bühne zu bringen. Dem langjährigen Stuttgarter Ballettintendanten Reid Anderson ist das in zunehmendem Maße gelungen. So fügten sich einmal höchst unterschiedliche Choreographien zu einem in sich geschlossenen Abend voller Nachtvisionen zusammen. Sein Nachfolger Tamas Detrich führt diese Tradition fort, wählte bisher für seine Abende aber eher vordergründige Themen, was dennoch der Wirkung keinen Abbruch tun muss. Für Shades of White vereinte er moderne Stücke mit dem alten Glanz von weißem Tütü und Spitzentanz, für seinen neuen Abend wählte er das Epitheton Atem-Beraubend.

Itzik Galili, Hikarizatto. Tänzer:  Jason Reilly, Alicia Amatriain © Stuttgarter Ballett

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Psychogramm oder Historiendrama? Kenneth MacMillans Mayerling am Stuttgarter Ballett

Was genau geschah am 30. Januar 1889 im Jagdschloss Mayerling hätte nach dem Willen des österreichischen Kaiserhauses nie an die Öffentlichkeit dringen sollen. Fest steht, dass Kronprinz Rudolf mit einem Kopfschuss tot aufgefunden wurde, neben ihm ebenfalls erschossen seine blutjunge Geliebte Mary Vetsera, sehr wahrscheinlich von ihrem Geliebten getötet. Rudolf war ein zerrissener Charakter, möglicherweise durch die sadistische Erziehung durch einen Major psychisch gebrochen, ein Mann, der in Liebesaffären und Drogen seine Flucht suchte. 1978 hat Kenneth MacMillan das Drama für Covent Garden in einem Ballett verarbeitet. Jetzt hat das Stuttgarter Ballett diese Choreographie in neuer Ausstattung herausgebracht.

Friedemann Vogel © Stuttgarter Ballett

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Tänzerischer Aufbruch! in die Zukunft: Drei Uraufführungen am Stuttgarter Ballett

Es gibt Daten, die die Welt veränderten: 1518 mit dem Thesenanschlag von Martin Luther beispielsweise oder 1789 mit der Französischen Revolution. Für die deutsche Geschichte war das Jahr 1919 impulsgebend bis in unsere Tage. Die Weimarer Republik wurde gegründet mit ihrer freiheitlichen Verfassung, die u.a. den Frauen das Wahlrecht gab, und gleichfalls in Weimar wurde das Bauhaus aus der Taufe gehoben mit einer Ästhetik, die unseren Alltag immer noch prägt. So gab der Stuttgarter Ballettintendant Tamas Detrich drei Choreographen den Auftrag, sich von diesem Jahr inspirieren zu lassen. Entstanden ist ein Aufbruch!.

Mizuki Amemiya, Diana Ionescu © Stuttgarter Ballett

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