Archiv der Kategorie: Ballett

Glücklose Paare: Junge Choreographen am Stuttgarter Ballett

Dass viele Choreographen als Tänzer angefangen haben, ist verständlich, schließlich haben sie durch ihre tägliche Arbeit intensiven Zugang zu den Ausdrucksmöglichkeiten des Tanzes. Dass bei vielen Großen des modernen Balletts die Anfänge in Stuttgart liegen – ob es nun Jiří Kylián, John Neumeier, William Forsythe, Uwe Scholz, oder Marco Goecke sind, um nur einige wenige aus der großen Zahl zu nennen, ist freilich kein Zufall, denn in Stuttgart gibt die Noverre-Gesellschaft, die 1958 gegründet wurde, seit 1961 Tänzern Gelegenheit, selbst Choreographien zu kreieren und aufführen zu lassen. In diesem Jahr haben sieben TänzerInnen die Chance ergriffen, und weil die Aufführung coronabedingt nicht vor Publikum stattfinden kann, ist sie erstmals weltweit zu erleben, als Video on Demand: Junge Choreographen.

Jessica Fyfe: Peace Apart. Tänzer: Jessica Fyfe, Moacir de Oliveira © Stuttgarter Ballett

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Getanzte Musik: Beethoven-Ballets am Stuttgarter Ballett

Mit seinen Geschöpfen des Prometheus schrieb Ludwig van Beethoven zwar ein abendfüllendes Ballett, und seine siebte Sinfonie war für Richard Wagner die „Apotheose des Tanzes“, dennoch findet sich Beethovens Musik selten auf der Ballettbühne, sieht man einmal von Uwe Scholz ab, der immerhin die ganze siebte Sinfonie in ein Ballett verwandelte. Dennoch konnte das Stuttgarter Ballett jetzt einen reinen Beethovenabend realisieren mit zwei Klassikern von Altmeister Hans van Manen und einer Uraufführung von Mauro Bigonzetti: Triple Bill – Beethoven Ballets.

Martí Fernández Paixà, Timoor Afshar, Clemens Fröhlich, Ciro Ernesto Mansilla, Rocio Aleman, Veronika Verterich, Agnes Su, Alicia Garcia Torronteras © Stuttgarter Ballett

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Musik tanzt: Mozarts Gran Partita als Inspiration für einen Ballettabend an der Opéra nationale du Rhin

Dass aus einem Schauspieler ein guter Regisseur wird, ist keine Selbstverständlichkeit und auch eher die Ausnahme. Ganz anders in der Welt des Tanzes. Die meisten großen Choreographen fingen als Tänzer an, ob sie nun John Neumeier heißen, Uwe Scholz oder Marco Goecke. Insofern ist ein Ballettdirektor gut beraten, wenn er Tänzern mit choreographischen Ambitionen Möglichkeiten hierfür einräumt. Bruno Bouché, der Leiter des Balletts der Opéra nationale du Rhin, hat nun sieben jungen Talenten seiner Truppe die Aufgabe gestellt, zu jeweils einem Satz von Mozarts Gran Partita ein Tanzstück zu kreieren.

Christina Cecchini. Screenshot vom Stream

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Von der Realität auf die Ballettbühne: Cecil Hotel von Andrey Kaydanovskiy beim Bayerischen Staatsballett

Abgesehen von der Tragik für die unmittelbar Betroffenen ist ein Todesfall in einem Hotel auch für den Hotelier eine unangenehme Angelegenheit, über die wenig gesprochen wird. Erst recht gilt das für einen unnatürlichen Tod, also einen Mord. Im Cecil Hotel in Los Angeles freilich war das eine Zeitlang schon nahezu Normalität, denn 1984/85 war ein gewisser Richard Ramirez hier während seines Hotelaufenthalts für vierzehn Morde in der Umgebung verantwortlich und einige Jahre danach der österreichische Serienmörder Jack Unterweger für drei im Hotel selbst. Außerdem fand man 2013 die Leiche der jungen Elisa Lam im Wasserversorgungstank auf dem Hoteldach. 2019 wählte Andrey Kaydanovskiy dies als Vorlage für eine Choreographie am Bayerischen Staatsballett, die jetzt als Stream im Internet verfügbar ist.

Ensemble © S. Gherciu

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Wieviel Personal ist nötig? Marco Goeckes Der Liebhaber nach Marguerite Duras

Wenn ein literarisches Werk auf die Ballettbühne gelangt, dann geht das in der Regel einher mit einer Reduzierung. Die Zahl der Figuren und der Handlungseinheiten wird verringert, denn die Übermittlung von dramatischen Inhalten benötigt auf der Tanzbühne meist mehr Zeit als auf der Sprechbühne oder im Roman. Als Marco Goecke sich entschloss, den Roman Der Liebhaber von Marguerite Duras in ein Ballett zu verwandeln, hätte er diese Komprimierungsarbeit gar nicht leisten müssen, denn der Roman kommt weitgehend mit fünf Figuren aus. Er aber fügte diesen Hauptfiguren weitere hinzu.

 

Lilit Hakobyan (French Woman) © Ralf Mohr

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Tanz als Zugabe: Strawinskys Geschichte vom Soldaten am Nationaltheater München

Fünf Jahre lag der Skandalerfolg von Igor Strawinskys letztem Ballett Le sacre du printemps zurück; 1918 komponierte er wieder etwas für Tänzer, ein Ballett aber wurde es nicht. Seine Geschichte vom Soldaten ist ein seltsames Mischgebilde: Schauspiel, Orchesterstück und Ballett in einem, weshalb es von einem Schauspielhaus, einem Sinfonieorchester oder einer Oper wie auch einer Ballettcompagnie aufgeführt werden könnte. In München hat jetzt das Nationaltheater in München mit allen Sparten eine Neuproduktion auf die Bühne gebracht.

Carollina Bastos, Nicholas Losada © Wilfried Hösl

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Zwischen Artistik und Poesie: Das Bayerische Junior Ballett München auf der Bühne des Nationaltheaters

Seit zehn Jahren gibt es das Bayerische Junior Ballett München. Es ist eine wichtige Einrichtung, gibt sie doch jungen begabten Tänzern, die ihre Ausbildung absolviert haben, Gelegenheit, zwei Jahre lang Erfahrung in ihrem künftigen Beruf zu machen, obwohl sie noch keine feste Stelle an einem großen Haus haben. Vergleichbare Juniorballette gibt es auch in Frankfurt, Zürich und Dortmund. Welches künstlerische Potential sich dahinter verbirgt, kann man derzeit im Internet verfolgen, denn coronabedingt konnte ein neuer Ballettabend des Bayerischen Junior Balletts auf der Bühne des großen Staatsballetts im Nationaltheater nur als Stream dargeboten werden, der allerdings bis 3.3.2021 im Rahmen der Montagsstücke des Staatstheaters abgerufen werden kann.

Hélian Potié, Phoebe Schembri © Wilfried Hösl

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Was Menschen Menschen antun: Marco Goeckes Ballett La Strada nach dem Film von Federico Fellini

Es ist eine Welt der Hoffnungslosigkeit, auch der Unmenschlichkeit, die Federico Fellini in seinem Film La Strada zeichnete. Der Kraftprotz Zampanò kauft sich als Assistentin für sein artistisches Schaustück auf Jahrmärkten das Mädchen Gelsomina, hält sie wie eine Sklavin, bis sie den Seiltänzer Matto trifft, das Gegenteil von Zampanò, zartfühlend. Ein Happy
End freilich wird es nicht geben. Am Ende sind Matto und Gelsomina tot und Zampanò erkennt verzweifelt, welchen Schatz er mit dem Mädchen verloren hat. Für das Gärtnerplatztheater in München hat Marco Goecke 2018 diesen Stoff für die Tanzbühne bearbeitet; jetzt hat das Theater eine Aufführung als Stream kurz zur Verfügung gestellt.

Luca Seixas, Alexander Hille © Marie-Laure Briane

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Mustergültig und einzigartig: Paradigma am Bayerischen Staatsballett

Ein Paradigma ist ein Muster, eine Gesetzmäßigkeit, der das Handeln jedes Einzelnen folgen kann, der man sich aber auch widersetzen kann. So ging Beethoven von bestimmten Formen wie der Sonate oder dem Streichquartett aus, um sie dann im Lauf seiner Entwicklung zu modifizieren, gar zu zerstören. Auf dieser Erkenntnis beruht der neue Abend des Bayerischen Staatsballetts, weshalb er auch den Titel Paradigma bekam.

Bedroom Folk, Ensemble © W. Hösl

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Vom Sinn des Tanzes: Martin Schläpfers erster Wiener Ballettabend Mahler, Live

Dass Videokameras live das Geschehen auf unseren heutigen Theaterbühnen aufnehmen und dass diese Aufnahmen auf Leinwänden simultan Teil des Bühnenbildes und -geschehens sind, ist fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Im Ballett ist derlei noch eher selten, und doch hatte schon 1979 Hans van Manen neben der Solotänzerin die Videokamera zum zentralen Teil eines Balletts gemacht. Für seinen ersten Ballettabend hat der neue Wiener Ballettdirektor Martin Schläpfer vor seine neueste Kreation diesen Klassiker gesetzt. Coronabedingt steht es bei Arte Concert als Stream auf Abruf bereit.

Olga Esina © Foto: Ashley Taylor

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