Archiv des Autors: Dr. Rainer Zerbst

Widersprüche in sich: Die Plastiken von Axel Anklam

Die Vorstellungen, die man mit einer Plastik verbindet, sind klar umrissen. Eine Plastik ist ein dreidimensionales Gebilde, also raumgreifend, definiert sich über das Volumen, mithin über die Außenfläche, und ist in der Regel kompakt – aus Stein oder Holz. Im Fall von Metallplastiken kann sie auch innen hohl sein, vor allem aber ist sie schwer. Bei den Plastiken von Axel Anklam allerdings scheint alles anders, seine Arbeiten hinterfragen die traditionellen Aspekte der klassischen Plastik und zwingen den Betrachter, seine festgefügten Ansichten zu überdenken, wenn nicht gar zu relativieren.

 

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Ein Märchen um König Fußball: J. L. Carrs Buch Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten

Dass ein Zwerg einen Riesen besiegen kann, ist spätestens seit der Geschichte von David und Goliath Standardmotiv so mancher Märchen. Und Märchen werden auch in der Welt, in der wir leben, wahr. So geschehen 2008 in Deutschland. Da stieg der Fußballverein einer 3000-Seelen-Gemeinde in die Bundesliga auf. Zugegeben: es hatte der Unterstützung eines millionenschweren Unternehmers bedurft, aber die Sensation war perfekt: Die TSG Hoffenheim schreibt Fußballgeschichte. Dass ein solches Märchen auch in einem Dorf wahr werden kann, hat J.L.Carr 1975 in einem schmalen Bändchen geschildert. Und dieser Fußballmannschaft gelang nicht nur der Aufstieg in die englische Liga, sie errang sogar den Finalsieg im Wembley Stadion und damit den Englischen Pokal.

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Fantasie aus Blech. Die mechanische Tierwelt von Sebastian Köpcke und Volker Weinhold

Mit der industriellen Nutzung von Dampfmaschinen wurde Blech einer der populärsten Metallstoffe, konnten jetzt doch Metallblöcke hauchdünn ausgewalzt und damit in jede gewünschte Form gebracht werden. Davon profitierte nicht zuletzt die Spielzeugindustrie. Die großen Hits bis heute sind Modelleisenbahnen, aber auch Flugzeuge, Kinderküchen und Tiere, zumal wenn sie aufziehbar und somit beweglich waren. Inzwischen sind derlei Spielzeuge vor allem aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rare Sammlerstücke, seit der Kunststoff das Blech abgelöst hat. Sammler fotografieren ihre Schätze, um sie zu dokumentieren. Die Berliner Künstler Sebastian Köpcke und Volker Weinhold gingen den umgekehrten Weg: Sie begannen Blechtiere zu sammeln, um sie fotografieren zu können. Es entstand ihre mechanische Tierwelt.

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Zwischen Chaos und Ordnung: Aron Rauschhardts Reutlingenbild

Kunststipendien für Nachwuchskünstler bestehen in der Regel aus – häufig einmaligen – Geldzuwendungen oder zeitweilig zur Verfügung gestellten Atelierräumen. Die HAP Grieshaber Stiftung in Reutlingen kombiniert beides. Seit 1994 lädt sie alle zwei Jahre einen Absolventen einer Hochschule für zehn Monate in eine eigens dafür eingerichtete Atelierwohnung ein mit einer monatlichen Zuwendung von 1.200 Euro. Außerdem hat der Stipendiat Gelegenheit, seine Kunst in einer Ausstellung samt Katalog zu präsentieren – oftmals der erste Katalog in der noch jungen Laufbahn dieser Künstler. Viele der bisherigen Stipendiaten haben sich dabei mit dem Ort ihres Stipendiums auseinandergesetzt – geradezu exzessiv hat das der diesjährige Stipendiat getan, Aron Rauschhardt.

entlaubt, 2018

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Was ist und kann Farbe? Die Bildkunst von Sabrina Haunsperg

Durch Jackson Pollock wurde sie populär – die Malerei, in der sich die Bewegung des Künstlers unmittelbar im Bild niederschlug. Vorbei die Zeit, da Farbe mit dem Pinsel auf die Leinwand aufgetragen wurde, möglicherweise in einem Akt tiefer Reflexion. Spontaneität, Unplanbarkeit, zufällige Bildkomposition sind die Grundzüge dieser Malerei, hinter der gleichwohl auch ein Hauch von Beliebigkeit stecken kann. Wenn man die österreichische Künstlerin Sabrina Haunsperg bei ihrer Malarbeit beobachten könnte, dann wäre die Zuordnung relativ einfach: Actionpainting pur. Eine Ausstellung im Schauwerk Sindelfingen zeigt, dass sich ihre Bilder in der reinen Malaktion keinesfalls erschöpfen.

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Das Wunder des Alltags: J. L. Carrs Monat auf dem Land

Homer ließ seinen Helden quer über das Mittelmeer segeln, mit Riesen kämpfen, sich gegen verführerische Frauen zur Wehr setzen und von einer Zauberin bezirzen lassen. Dafür brauchte er mehrere hundert Seiten. Ungleich mehr, knapp tausend Seiten, benötigte Thomas Mann einzig mit der Schilderung dessen, was ein junger Mann über mehrere Jahre hinweg in einem Lungensanatorium erlebt. Literatur braucht keine großen Inhalte, sie kommt mit der Schilderung einiger Kleinigkeiten aus. Das gilt auch für die Bücher von J. L. Carr, die Titel wie Ein Tag im Sommer oder Ein Monat auf dem Land tragen. Trotzdem waren sie erfolgreich, der Monat wurde sogar mit Schauspielern vom Rang eines Colin Firth und Kenneth Branagh verfilmt. Nur in Deutschland suchte man seine Bücher bislang vergebens. Jetzt ist der Monat auf dem Land auf deutsch erschienen – mit fast vierzigjähriger Verspätung.

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Von der Volkskultur zum Tourismuskitsch zum Nationalbewusstsein: Hawaii zwischen Traum und Wirklichkeit

Grandiose Vulkangebirge, feinsandige kilometerlange Strände, meterhohe Wellen – Hawaii ist das Urlaubsparadies schlechthin. Hollywood hat sich die pazifische Inselwelt als Schauplatz für seine Filme ausgesucht, auch Elvis Presley weilt in einem Kinostreifen auf der Tropeninsel, Paul Abraham machte sie in Europa mit seiner Operette Blume von Hawai populär. Hulamädchen wippen die Hüften zur Begrüßung der rund sieben Millionen Touristen pro Jahr und hängen ihnen Blumenkränze um den Hals, sofern man den Ritus gebucht hat, ansonsten sind wenigstens die Shuttlebusse zu den Hotels mit Blumen bemalt. Wirklichkeit und amerikanischer Showkitsch verschmelzen zu einer Traumwelt. Das Lindenmuseum in Stuttgart zeigt, dass nicht alles davon reine Schau ist.

Halau beim Hula im Park © Hawai’i Tourist Authority. Foto: Tor Johnson

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Tragödie ohne Tragik: Claus Peymanns King Lear in Stuttgart

Als Elementarereignis bezeichnete der Theaterkritiker Georg Hensel einmal das Stück: Shakespeares Tragödie über den König Lear, der vorzeitig sein Reich unter seinen Töchtern aufteilt, ist ein Drama um die Verblendung eines Mannes, der meint, weiter als König behandelt werden zu sollen, wenn er längst keiner mehr ist, der den vordergründigen verbalen Liebesbekenntnissen mehr traut als dem ehrlichen Verhalten, der aus maßloser Wut seiner Jüngsten, die ihm das Lippenbekenntnis versagt, das Erbe aufkündigt. Da werden Kinder verstoßen, Feinde geblendet – ein Drama um Egoismus, der jede Stimme des Herzens tötet. Abgesehen von Shakeapeares Titus Andronicus, in dem es nur um unmenschliche Grausamkeit zu gehen scheint, ist dies sein grausamstes Stück. Claus Peymann hat es nun am Schauspiel Stuttgart inszeniert.

Martin Schwab (König Lear). Foto: Thomas Aurin

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Philosophisch verbrämt: E. O. Chirovicis Buch der Spiegel

Ein Blick auf die Rezensionsseiten unserer Zeitungen lässt die Geburt eines Meisterromanciers vermuten. Da erkennt man – zumal in den deutschen Feuilletons – Anklänge an einen Marcel Proust, da werden Verwandtschaftslinien zum großen Nabokov gezogen. Dabei ist E.O. Chirovici kein Newcomer; in seiner rumänischen Heimat hat er bereits einige Romane verfasst, jetzt hat er, der seit 2012 in den USA lebt, seinen ersten Roman in englischer Sprache geschrieben und in ihm selbst die Fährten in Richtung dieser beiden Autoren gelegt, denn zum einen ist sein Roman perspektivisch durchaus raffiniert konstruiert, da mag man an einen Nabokov denken, zum zweiten spielt er in den letzten Zeilen seines Romans selbst an den großen Meister der literarischen Erinnerung an.

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Von der Malerei zum Druck: Das Buch im Spätmittelalter

Die Zahlen können einen schwindlig machen. Buchauflagen in Millionenhöhe weltweit sind keine Seltenheit; die Zahl der jährlichen Buchneuerscheinungen ist nicht übersehbar – das Buch ist ein Massenartikel par excellence. Doch war es ursprünglich ein Unikat, teuer, selten – und wohl auch daher mit besonderer Sorgfalt hergestellt. Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt, wie aus der singulären mittelalterlichen Handschrift Schritt für Schritt das moderne Buch entstand, wie wir es kennen.

Niederlande, Ende 15. Jahrhundert, Blatt aus einem Stundenbuch mit der „Beweinung Christi“, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung

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