Archiv des Autors: Dr. Rainer Zerbst

Das Wesen der Oberfläche: Willi Sibers Gratwanderung zwischen Inhalt und „Schale“ in der Fähre, Bad Saulgau

Es gibt ihn matt und glänzend, in allen erdenklichen Farben – Lack: Er schützt Oberflächen, macht sie für die Berührung angenehm und bringt Farbe in unser Leben. Genau genommen ist er freilich nichts als Oberfläche, Tünche, die das Darunterliegende verbirgt. Lenkt er damit vom Wesentlichen ab – oder ist er vielleicht das Wesentliche? Diese Fragen kommen einem vor den Arbeiten von Willi Siber in den Sinn, die derzeit in der Städtischen Galerie Fähre in Bad Saulgau zu sehen sind.

Installation, 21-teilig, 2024

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Naturkunst – Kunstnatur: Blumenscannogramme von Luzia Simons

Man meint, den Duft der Blüten riechen zu können, so präzise porträtierten die Meister des 17. Jahrhunderts ihre Blumensträuße. An diese Maltradition fühlt man sich erinnert vor den Bildern von Luzia Simons, doch sie strebt nicht mit Pinsel und Farbe detailgetreue Abbildungen an, sie greift zu Techniken unserer Tage, und schafft doch keine schlichten Blumenporträts, wie eine Ausstellung in der Galerie Schlichtenmaier in Dätzingen zeigt.

Stockage 216_1/5, 2024 © Luzia Simons / VG Bild-Kunst, Bonn

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Abstrahierte Natur: Kopfplastiken von Hubert Rieber

Der Kinderreim – wie auch so manche Kinderzeichnung – verrät das Wesen der abstrakten Gestaltung: Punkt Punkt, Komma Strich – mehr braucht es nicht für ein Gesicht. Der Bildhauer und Zeichner Hubert Rieber verzichtet auf jede naturalistische Ähnlichkeit mit dem menschlichen Kopf, und doch prägt diese Form sein Schaffen, wie jetzt eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Tuttlingen zeigt.

Hubert Rieber, Großer Metallkopf. Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Lichtkunst zwischen Sein und Nichtsein: Laurenz Theinert im Museum Ritter in Waldenbuch

Die im Dunkeln sehe man nicht, dichtete Bertolt Brecht in seiner „Dreigroschenoper“ und meinte das sozialkritisch. Doch gilt dieser Satz ganz allgemein für das menschliche Leben. Ohne Licht keine sichtbare Welt – abgesehen davon, dass ohne das wärmende Licht Existenz auf dieser Erde für uns unmöglich wäre. Eine Ausstellung mit Arbeiten von Laurenz Theinert im Museum Ritter in Waldenbuch zeigt, wie wichtig dieses Phänomen Licht für unsere Wahrnehmung ist und was für eine Zaubermacht ihm innewohnt: „Fehlende Dunkelheit“.

Laurenz Theinert, Gespinst, 2008/24 © Künstler, Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Bildgewordene Realität: Die Malerei von Hermann Pleuer

Hell, duftig-leicht, nicht selten mit dem Himmel und dem Spiel der meist weißen Wolken – das kennzeichnet viele Bilder der französischen Impressionisten. Der Name leitet sich denn auch von einem Gemälde mit einer aufgehenden Sonne von Claude Monet her. Ganz anders der „schwäbische“ Impressionismus. Der orientiert sich eher am erdigen Braun des Bodens, an dunklen Farbpaletten – so auch die Malerei von Hermann Pleuer, die die Kunststiftung Hohenkarpfen derzeit präsentiert.

Schlossplatz bei Regen, o.J. Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Zwischen reinem Tanz und Erzählung. Noverre: Junge Choreographen 2024

Jede Kunstform hat spezifische Ausdrucksmöglichkeiten, die den anderen abgehen: Die Musik kann mit Tönen Bereiche ansprechen, die der Sprache nicht zugänglich sind, der Tanz kann es durch die reine Bewegung. Natürlich sind Vermischungen möglich und auch üblich, allerdings behutsam einzusetzen, wie unter anderem der neue Abend der Noverre-Gesellschaft in Stuttgart mit Arbeiten junger Choreographen zeigt.

Carlos Strasser © Stuttgarter Ballett

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Zwischen Natureindruck und abstrakter Gestaltung: Peter und Jenny Reininger

Wenn zwei dasselbe vor Augen haben, heißt das nicht, dass sie auch dasselbe sehen, denn „sehen“ heißt, sich ein Bild von etwas machen, und Bilder unterscheiden sich. Das lässt sich jetzt an einer Ausstellung in der Kreisgalerie Schloss Meßkirch nachvollziehen. Hier sind Bilder von Jenny und Peter Reininger zu sehen.

Peter Reininger, Santorini III (2023). Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Abbild und reine Malerei: Werner Fohrers Bilder der Welt

Schon in der römischen Antike versuchten Maler, an Wänden die Realität naturgetreu zu kopieren. In der Stilllebenkunst der frühen Neuzeit feierten sie Triumphe, wenn sie Früchte so täuschend auf der Leinwand porträtierten, dass man nach ihnen greifen wollte. Wenn Künstler unserer Zeit mit dem Pinsel die Realität nachzuahmen scheinen, steckt meist mehr dahinter als bloße Augentäuscherei, wie etwa bei Werner Fohrer, von dem die Galerie „Fähre“ in Bad Saulgau eine Auswahl präsentiert unter dem Titel „Reflexion und Wirklichkeit“.

Der Gipfel schweigt (Jungfrau), 2011 Foto: U. Schäfer-Zerbst

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Geschlossen und offen, solide und verspielt: Das Haus bei Werner Pokorny

Einen Maler wie Vincent van Gogh erkennt man unschwer am Pinselstrich, selbst einen über die Jahrzehnte so vielgestaltigen Künstler wie Picasso oft an seinem Umgang mit Linie, Fläche und Gegenstand, selten aber kann man einen Künstler mit einem einzigen Motiv identifizieren. Bei dem Bildhauer Werner Pokorny war das Haus eine Art Lebensthema – nicht verwunderlich, steht es doch für Sicherheit, Geborgenheit, Zuflucht, also wesentliche existentielle Themen. Dass es auch für ganz andere Assoziationen Anlass bietet, zeigt eine Ausstellung der Galerie Schlichtenmaier in Dätzingen unter einem Titel, den man beim Thema Haus kaum vermutet: „Bewegung ins Offene.“

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Innen-Kunst: Interieurs und Stillleben

In der Kunstgeschichte unterscheidet man die beiden Gattungen; wie nah sie miteinander verwandt sind, zeigt eine Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt: Interieur – das Bild eines Innenraums – und Stillleben, das Bild toter oder regloser Gegenstände. Ohne Stillleben, so ließe sich definieren, kein Interieur, und ohne Innenraum ist ein traditionelles Stillleben kaum vorstellbar.

Rolf Escher, Büchersturz in London (British Library), 1999 © VG Bild-Kunst, Bonn, 2024. Foto: U. Schäfer-Zerbst

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