Archiv für den Monat: Oktober 2021

Künstlerische Metamorphosen quer durch alle Genres. Die Kunst des Jordan Madlon

Der Titel einer Kunstausstellung sollte im idealen Fall das Wesen der ausgestellten Kunst erfassen und zugleich dem erwünschten Publikum einen Anreiz zum Besuch der Ausstellung liefern. Wenn das Kunstmuseum Reutlingen nun die Ausstellung von Jordan Madlon, dem diesjährigen Gewinner des Holzschnitt-Förderpreises, mit dem Wort Diagrammatisch überschreibt, dann wäre das für den künftigen Besucher von Nutzen, wenn damit das deutsche Diagramm gemeint wäre. Doch bezieht sich der Titel auf die diagrammatische Philosophie eines Gilles Deleuze, und die dürfte kaum ein Besucher kennen, insofern dürfte es für ihn auch wenig hilfreich sein, wenn er in den „erläuternden“ Wandtexten wieder damit konfrontiert wird.

Jordan Madlon, Shhhtturz – Konstellation, 2021

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Mit Bäumen und ohne – Landschaftsbilder der Schwäbischen Alb gestern und heute

Seit 1980 war die Dauerausstellung über das Landschaftsbild der Schwäbischen Alb ein Markenzeichen des Kunstmuseums Albstadt, damals noch „Galerie Albstadt“. Allerdings war sie auch in der Präsentation allmählich in die Jahre gekommen und unter der Leiterin Veronika Mertens durch einzelne Schwerpunktausstellungen zum Thema abgelöst worden. Jetzt, zu ihrem Abschied vom Museum, hat sie eine ganz besondere Auswahl von Arbeiten seit 1893 zusammengestellt, bei denen natürlich auch die alten Klassiker nicht fehlen: Albspaziergang.

Christian Landenberger, Donautal bei Gutenstein, 1893

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Hochmut vor dem Fall? Der Turm in der Kunst von heute

Das höchste Gebäude der Welt steht in Dubai und überragt den zweithöchsten Turm der Erde um immerhin fast zweihundert Meter. Ob er der höchste bleiben wird, ist zu bezweifeln, denn die Geschichte des Turms ist seit Jahrtausenden mit dem Immer-höher verbunden. Der Turm ist der Inbegriff des Strebens nach oben, damit Symbol des Faustischen im Menschen, des Strebens nach Überblick, aber zugleich auch Symbol der Selbstüberhöhung, vielleicht auch Selbstüberschätzung, der Überheblichkeit, die nicht selten in den verschiedenen Erzählungen vieler Kulturen und Literaturen mit einem Scheitern einhergeht. Die pro arte Stiftung Biberach zeigt nun, wie der Turm Künstler unserer Tage inspiriert hat: Getürmt.

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Wirklich unwirklich. René Wirths im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim

Dem Maler Zeuxis sagte man im antiken Athen nach, er habe Trauben so porträtieren können, dass Vögel nach ihnen gepickt hätten. Das war das Ideal der Malerei, als es noch ihr alleiniges Vermögen war, Realität wiederzugeben. Das hat sich mit der Erfindung der Fotografie geändert. Wenn heute ein Maler dennoch die Realität derart perfekt mit Pinsel und Farbe nachahmt wie einst Zeuxis, hat er andere Ziele, wie etwa der Berliner René Wirths, von dem das Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim jetzt Beispiele seines Könnens zeigt.

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Reine Malerei: Helmut Sturm im Kunstmuseum Ravensburg

In der Malerei des 20. Jahrhunderts gab es fast nichts, das es nicht gab: Abstrakte Komposition, geometrische Strenge, aber auch neusachlichen Realismus, glatte Flächigkeit und expressiv aufgespachtelte Farbexplosion. Wer Ende der 50er Jahre als angehender Künstler seine Sprache finden wollte, hatte es schwer. Helmut Sturm entwickelte über Jahrzehnte hinweg eine Malerei, die alle Gegensätzlichkeiten einband und alle Grenzen überwand, wie das Kunstmuseum Ravensburg jetzt in einer großen Retrospektive zeigt.

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