Archiv für den Monat: Mai 2021

Liebe in der Pubertät: Donizettis Liebestrank bei der Opera Zuid, Maastricht

Die Opera Zuid in Maastricht ist streng genommen keine Oper, macht aber Oper. Ein eigenes Haus gibt es nicht. Die Gesellschaft verteilt sich auf vier Standorte, die Büros befinden sich in einem anderen Stadtviertel als das Kostümatelier, die Requisiten lagern wieder woanders, und geprobt wird in der Malpertuiskerk. Die Aufführungen finden an verschiedenen Orten statt, aber eines zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit: Die Künstler sind allesamt jung – und voller Spieldrang, wie die neueste Produktion beweist: Donizettis Liebestrank.

José Romero (Nemorino), Julietta Aleksanyan (Adina) © Bjorn Frins

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Viel Konversation, wenig Erotik: Richard Strauss‘ Capriccio an der Semperoper in Dresden

Fast schien es, als habe Richard Strauss in die absolute Moderne vorstoßen wollen. Mit seiner Oper Elektra ging er bis an die Grenze zur Atonalität, doch danach bewegte er sich gewissermaßen musikhistorisch rückwärts, schrieb mit dem Rosenkavalier gar eine Oper, der man gelegentlich allzu viel Zuckerguss vorwarf, und 1942, mitten im 2. Weltkrieg, tauchte er mit seiner letzten Oper Capriccio in die Welt des Rokoko ein – Weltflucht oder innere Emigration, zumal die Handlung absolut unpolitisch ist. Regisseur Jens-Daniel Herzog hat nun an der Semperoper in Dresden die politische Welt der Entstehungszeit der Oper zurückgeholt.

Daniel Behle (Flamand), Georg Zeppenfeld (La Roche), Nikolay Borchev (Olivier), Jana Mesgarha (Cover-Gräfin) © Semperoper Dresden/Ludwig Olah

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Liebe zu allen Zeiten. Jean-Philippe Rameaus Oper Hippolyte et Aricie am Nationaltheater Mannheim

Man kann diese Oper in antikem Gewand inszenieren, schließlich spielt sie am Hof des Königs Theseus aus der griechischen Mythologie. Man kann sie auch in barockem Gewand spielen, sie wurde 1733 uraufgeführt, König Ludwig XIV. war da noch nicht einmal zwanzig Jahre tot. Und man kann sie natürlich auch in unsere Zeit verlegen. Mit Ausnahme der Antike hat sich Regisseur Lorenzo Fioroni am Nationaltheater Mannheim jetzt für einen Epochenmix entschieden, und das mit gutem Grund.

Sophie Rennert (Phèdre), Chor, Bewegungsstatisterie © Christian Kleiner

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Allein in der Musik: Johanna Doderers Oper Schuberts Reise nach Atzenbrugg am Gärtnerplatztheater in München

Bedient sich heute ein Komponist bei Werken eines anderen, muss er mit einem Plagiatsprozess rechnen. In früheren Epochen galt derlei Treiben als legitim, ja als Ausdruck hoher Wertschätzung für den Kollegen. So verarbeitete Johann Sebastian Bach ganze Konzerte seines Kollegen Vivaldi. In dieser Hinsicht dürfte sich Franz Schubert nicht beklagen. 1916 nahm sich Heinrich Berté ein Dutzend von Schuberts beliebtesten Melodien, unterlegte sie teils mit neuem Text und machte eine Operette daraus. Siebzig Jahre nach ihm verband Luciano Berio drei sinfonische Sätze von Schubert mit eigenen Zwischenteilen. Dass Johanna Doderer jetzt in einer Oper über Schubert auch dessen Musik erklingen lässt, ist da nur konsequent, sie freilich wählte einen noch raffinierteren Weg als Berio.

Daniel Prohaska © Christian POGO Zach

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