Archiv für den Monat: Januar 2021

Liebesgeschichte als Lebensrettung: Paul Abrahams Viktoria und ihr Husar am Gärtnerplatztheater in München

Auf eine Reise um die halbe Welt nimmt Paul Abrahams Operette Viktoria und ihr Husar den Zuschauer mit, schließlich beginnt sie in einem Gefangenenlager in Sibirien, wo der Husarenrittmeister Koltay mit seinem Burschen Janczy auf die Hinrichtung wartet, und führt nach deren Flucht in die amerikanische Botschaft in Japan, dann in Petrograd und zum Happy End in die ungarische Puszta – eine Herausforderung für jeden Bühnenbildner, doch Regisseur Josef Köpplinger kommt mit einem einzigen Bühnenbild aus.

Ensemble © Christian POGO Zach

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Witz, Satire – und Gefühl: Franz Lehárs Operette Schön ist die Welt an der Bayerischen Staatsoper

Prinz Georg soll Prinzessin Elisabeth ehelichen, so haben es sein Vater, der König, und Elisabeths Tante, die Herzogin von Brankenhorst, entschieden Doch die beiden jungen Herrschaften wollen sich eine Ehe nicht vorschreiben lassen, schließlich befinden wir uns im Jahr 1930. Sie kommen inkognito im Alpenhotel an – und verlieben sich ineinander. Das ist vergleichsweise banal, und wenn die ganzen Situationen umständlich in Dialogen entwickelt werden, zieht es sich recht dröge dahin – ein Manko so mancher Operette. Es entbehrt aber auch nicht einer gewissen Ironie, denn schließlich finden die zueinander, die es nach dem Willen der Alten tun sollen und es selbst nicht wollten. Und so setzt Regisseur Tobias Ribitzki bei seiner Inszenierung für die Bayerische Staatsoper denn auch auf eben sie – die Ironie.

Ensemble Bayerische Staatsoper © Wilfried Hösl

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Was Menschen Menschen antun: Marco Goeckes Ballett La Strada nach dem Film von Federico Fellini

Es ist eine Welt der Hoffnungslosigkeit, auch der Unmenschlichkeit, die Federico Fellini in seinem Film La Strada zeichnete. Der Kraftprotz Zampanò kauft sich als Assistentin für sein artistisches Schaustück auf Jahrmärkten das Mädchen Gelsomina, hält sie wie eine Sklavin, bis sie den Seiltänzer Matto trifft, das Gegenteil von Zampanò, zartfühlend. Ein Happy
End freilich wird es nicht geben. Am Ende sind Matto und Gelsomina tot und Zampanò erkennt verzweifelt, welchen Schatz er mit dem Mädchen verloren hat. Für das Gärtnerplatztheater in München hat Marco Goecke 2018 diesen Stoff für die Tanzbühne bearbeitet; jetzt hat das Theater eine Aufführung als Stream kurz zur Verfügung gestellt.

Luca Seixas, Alexander Hille © Marie-Laure Briane

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Ein zerrütteter Geist: Peter Maxwell Davies‘ Eight Songs for a Mad King an der Bayerischen Staatsoper

Er war König von Großbritannien und Irland, Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg und König von Hannover: Georg III. regierte so lange wie kein englischer König vor ihm, und doch endete seine Herrschaft vorzeitig und tragisch. Zunehmend machte sich eine Geisteskrankheit bemerkbar, 1811 übernahm sein Sohn die Regentschaft, Georg irrte dem Vernehmen nach in den Gängen von Schloss Windsor umher. Was er da vor sich hin redete, wurde zum Teil aufgezeichnet und bildet die Basis für ein Libretto von Randolph Stow, das Peter Maxwell Davies 1969 vertonte: Eight Songs for a Mad King. Im Sommer 2020 inszenierte Andreas Weirich das stark halbstündige Werk an der Bayerischen Staatsoper, die es jetzt als Stream zur Verfügung stellt.

                               Holger Falk, Statisterie der Bayerischen Staatsoper © Wilfried Hösl

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Mustergültig und einzigartig: Paradigma am Bayerischen Staatsballett

Ein Paradigma ist ein Muster, eine Gesetzmäßigkeit, der das Handeln jedes Einzelnen folgen kann, der man sich aber auch widersetzen kann. So ging Beethoven von bestimmten Formen wie der Sonate oder dem Streichquartett aus, um sie dann im Lauf seiner Entwicklung zu modifizieren, gar zu zerstören. Auf dieser Erkenntnis beruht der neue Abend des Bayerischen Staatsballetts, weshalb er auch den Titel Paradigma bekam.

Bedroom Folk, Ensemble © W. Hösl

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