Ein Schicksal musste der Herrenberger Altar von Jerg Ratgeb nicht erleiden: Er wurde im Zuge des reformatorischen Bildersturms nicht zerstört, sondern lediglich abgebaut und ausgelagert, bis katholische Truppen wenige Jahre darauf seinen Wiederaufbau herbeiführten. Doch allzu beliebt scheint er nicht gewesen zu sein: Er blieb zwar an seinem Ort, wurde aber Jahrhunderte hindurch zugehängt. Der Grund könnte seine Ästhetik gewesen sein, denn 1891 verkaufte der Stadtrat ihn für fünftausend Mark nach Stuttgart, angeblich wegen der „teilweise unschönen Bilder“. Seit 1924 befindet er sich in der Staatsgalerie Stuttgart, die nun zum 500. Jubiläum seiner Entstehung eine Art „Rückführung“ zustande gebracht hat.
Herrenberger Altar (Schauseite für den Osterfestkreis), 1519